Der deutsche Gesetzgeber bereitet sich auf die Abstimmung über einen Vorschlag der Grünen vor, Geschwindigkeitsbegrenzungen für die berühmten Autobahnen des Landes vorzusehen.
Unterstützer sagen, dass die Maßnahme den Verkehr, die Sicherheit und die Umweltverschmutzung verbessern wird, Kritiker sagen jedoch, dass dies keinen Sinn macht. Der Bundestag könnte am Donnerstag darüber abstimmen, ob ab Januar 2020 auf der Autobahn eine Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern eingeführt werden soll. Der Vorschlag der oppositionellen Grünen hat eine heftige Debatte im Land ausgelöst, das für sein Netz von Autobahnen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung bekannt ist. Der grüne Gesetzgeber Anton Hofreiter sagte, Geschwindigkeitsbeschränkungen seien “längst überfällig” und würden dazu beitragen, tödliche Unfälle zu vermeiden und die Kosten für Autofahrer, die Lärmbelästigung und die Klimakosten zu senken. “Wer Autobahnen sicherer und den Verkehrsfluss reibungsloser gestalten will, muss ein Tempolimit einhalten”, sagte er der deutschen Presseagentur dpa. Die Bundesregierung hat Anfang des Jahres bei Gesprächen zur Emissionsbegrenzung eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Autobahnen ausgeschlossen.
Damals sagte das Umweltministerium, die Maßnahme würde wenig dazu beitragen, den deutschen CO2-Ausstoß zu verringern. Auch Verkehrsminister Andreas Scheuer sagte zuvor die Idee der Auferlegung von Grenzwerten “widerlegt den gesunden Menschenverstand”. Deutschland ist das einzige Land in Europa ohne offizielle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. Es gibt jedoch Beschränkungen für 20% des Netzes, hauptsächlich in und um Städte und Baustellen. Die deutschen Nachbarn Österreich, Dänemark, die Niederlande, Frankreich und die Tschechische Republik haben eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. In Belgien und der Schweiz gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Hofreiter von den Grünen warf der Berliner Regierung vor, die klaren Vorteile eines Tempolimits zu ignorieren: “Wir fordern die Koalition auf, ihre ideologische Blockade aufzugeben und unserem Antrag zuzustimmen”, sagte er.
Der grüne Politiker Cem Özdemir, Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Bundestages, sagte der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt ARD, er habe nicht mit einer Abstimmung gerechnet, sondern “wie so oft bei den Vorschlägen der Grünen, stellen wir sie vor, und irgendwann wird es eine Mehrheit hinter ihnen geben.”